Busunfall am Zirler Berg

HBI Arnold Lanziner, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Zirl, hatte beim schweren Verkehrsunfall am Zirlerberg die Gesamteinsatzleitung der Feuerwehr über. Welche Eindrücke und Erfahrungen er aus dem Einsatz zieht erklärt er im folgenden Interview:

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HBI Arnold Lanziner

Was war dein erster Eindruck als du am Unfallort eingetroffen bist?
Der Bus stand auf allen vier Rädern und hat sich offensichtlich nicht überschlagen. Die ersten Insassen waren selbstständig mit Unterstützung von Passanten aus dem Bus ausgestiegen. Oberhalb auf der Straße standen drei deformierte Fahrzeuge, bei denen keine Insassen eingeklemmt waren. Ein Fahrzeug stand wiederum weiter bergwärts mit zwei eingeklemmten Personen. Dieses wurde von der gleichzeitig eintreffenden Feuerwehr Reith übernommen.

Wie bist du an die Aufgaben heran gegangen?
Erste Priorität hatten die Menschen im Reisebus. In weiterer Folge wurden
Einsatzabschnitte wie folgt gebildet:

  • Einsatzabschnittsleiter Zirl übernahm die Erkundung und Einteilung der Einsatzfahrzeuge, Zu- und Abfahrtswege für den Rettungsdienst
  • Ein weiterer Einsatzabschnittsleiter (GK SRF Zirl) übernahm die Erkundung und Klärung der Anzahl der Insassen im Bus.
  • Der dritte Einsatzabschnitt wurde von KDT Reith/Seefeld übernommen (Menschenrettung PKW)

Wie verlief die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen?
Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert, was sicherlich auf die Übung im Juni zurückzuführen ist, bei der fast dasselbe Szenario geübt wurde.

Wie war der Ablauf mit den Betroffenen? Wie reagierten sie auf die Einsatzkräfte?
Die Businsassen waren aufgrund der leichten Verletzung größtenteils mobil und wurden mit Unterstützung der Einsatzkräfte aus dem Bus begleitet und dem Rettungsdienst übergeben.

Es bestand zu keiner Zeit Panik bei den Insassen, sie nahmen die Hilfe sehr gut an und waren sichtlich dankbar dafür.

Welche Schwierigkeiten gab es bei der Bergung?
Bei der Personenrettung gab es, trotz dem steilen Gelände, keine Schwierigkeiten. Bei der Bergung des Reisebusses war vor allem die Zeit das „Problem“. Bis alle erforderlichen Kräne vor Ort waren vergingen ca. 4 Stunden.

Gibt es schon Dinge, die aufgrund dieses Einsatzes künftig anders gemacht/geschult werden?
Aufgrund der Übung im Juni konnten die damaligen Erkenntnisse bereits gestern sehr gut umgesetzt werden.

Hat es Momente gegeben, die dir positiv oder negativ in Erinnerung bleiben werden?
Sehr positiv war die Dankbarkeit der Betroffenen für die schnelle und professionelle Hilfe.
Der ganze Einsatz verlief sehr ruhig und strukturiert und die anfängliche Chaosphase konnte sehr gering gehalten werden.

Problematisch war, dass die Fahrzeuge aufgrund des Staus umdrehten, bergwärts fuhren und somit die Anfahrt für die Einsatzfahrzeuge behinderten. Es wäre wünschenswert, wenn die Verkehrsteilnehmer vorerst im Fahrzeug bleiben um beim Anrücken der Einsatzkräfte Platz machen zu können.

Welche Erfahrungen nimmst du als Einsatzleiter bzw. Führungskraft aus diesem Einsatz mit?
Dass es bei so einem Szenario als alleiniger Einsatzleiter nicht funktioniert und es sehr rasch eine Aufteilung auf Einsatzabschnittsleiter braucht, da sonst ein Gesamtüberblick unmöglich ist.

Weiters wird von jeder Hilfsorganisation ein Mann in der Einsatzleitung benötigt, damit die erforderlichen Schritte und Maßnahmen zeitlich eingeteilt und geplant werden können. Somit kann eine direkte und rasche Kommunikation zwischen den Organisationen sichergestellt werden.

Das Interview führte HV Florian Prosch (Feuerwehr Zirl)

Bearbeiter: LM Thomas Tanzer (ÖA BFV IBK-Land)

05.11.2016