So war´s früher - Feber 2013

Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Zirl nach dem Bombenangriff auf Innsbruck, am 16. Dezember 1944

Ein zeitgeschichtlicher Rückblick, aus dem Blickwinkel der Freiwilligen Feuerwehr Zirl.

Hist_Feber_2013_01.jpg
Bild: Original Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Verfasser:
HBI Robert Kaufmann, Freiwillige Feuerwehr Zirl, im Dezember 2012

Vorwort des Verfassers:

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Zirl sind sehr viele Unterlagen wie z.B. Protokollbücher, Schriftverkehr und ähnliches, aus der Vorkriegszeit erhalten geblieben. Dadurch konnte die Geschichte der Feuerwehr Zirl in den beiden Festschriften, die anlässlich der 100- und 125- Jahr Feiern veröffentlicht wurden, anschaulich beschrieben werden. Wie in vielen anderen Bereichen waren auch bei der Feuerwehr Zirl Aufzeichnungen und Dokumente rar, die die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, zwischen 1938 und 1945 beleuchteten.

Im Juli 2012 entdeckte Dr. Anton Niederkircher, beim Ordnen alter Dokumente, den Feuerwehrnachlass seines Vaters Vinzenz Niederkircher. Der damalige Wirt des „Gasthof zur Post“ war zwischen 1925 und 1948 Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Zirl und hat die Feuerwehrschriftstücke der Jahre 1942 bis 1945 in seinem persönlichen Besitz verwahrt.

Nach dem Telefonanruf von Dr. Niederkircher, bei welchen er mich fragte: „Interessieren dich Feuerwehrschreiben aus der Kriegszeit von meinem Vater?“, war ich, als zeitgeschichtlich interessierter Feuerwehrmann, sehr gespannt welcher „Schatz“ an Informationen mich dabei erwarten würde. Nach dem ersten Sichten und Ordnen der 64 Berichte, Dienstbefehle, Rundschreiben, Lieferscheine usw.  kann ich sagen, dass mit diesem Fund ein wichtiger Teil verschüttet geglaubter Zirler Feuerwehrgeschichte wieder aufgetaucht ist.

Ein ganz besonderes Schriftstück stellt der Einsatzbericht des damaligen Feuerwehrkommandanten Vinzenz Niederkircher dar, der den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Zirl nach dem Bombenangriff auf Innsbruck, am 16. Dezember 1944, aus der Sicht der Feuerwehr Zirl beschreibt. Nach diesem dramatischen und gefährlichen Einsatz wurde die Freiwillige Feuerwehr Zirl, von einem SS Sturmführer, angezeigt. Als Rechtfertigung und zur Klarstellung der Ereignisse schrieb Feuerwehrkommandant Vinzenz Niederkircher einen detaillierten Einsatzbericht, der an den „Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Innsbruck“, Roman Scheran gerichtet war.

Dieses Schreiben machte mich neugierig und motivierte mich den nun vorliegenden Bericht zu verfassen. Damit möchte ich ihnen, liebe Leserinnen und Leser einen Einblick in die schwierige, gefährliche und heute schon vielfach vergessene Zeit des 2. Weltkrieges in unserem unmittelbareren Umfeld geben.

Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Dr. Anton Niederkircher der mir die Unterlagen seines Vaters zur Verfügung gestellt hat und mir damit wertvolle Informationen über diese Zeit vermittelte.

„Scheiring Siegfried vulgo Hirschen Friedl“ und „Franz Plattner vulgo Taschn Franz“, die beide im Jahr 2012 verstorben sind, waren Zeitzeugen mit denen ich über diese Zeit sprechen durfte und denen ich zu Dank verpflichte bin.

Danken möchte ich auch allen, die auf  meine Fragen geantwortet haben und mir mit Ratschlägen und hilfreichen Tipps zur Seite gestanden sind.

Robert Kaufmann, HBI
 

Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Zirl nach dem Bombenangriff auf Innsbruck, am 16. Dezember 1944

Die Grundlage für diesen Bericht stellt das Schreiben des  Feuerwehrkommandanten Vinzenz Niederkircher an den „Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehr als feuerwehrlicher Aufsichtsbeamter des Landrates in Innsbruck“ Roman Scheran unter dem Betreff: „Anschuldigungen über Freiwilligen Feuerwehr Zirl d. SS St. F. Tinkhauser b.B.F.A Einsatzes am 16. XII. 44“ dar.

Zum Vergrößern auf das Bild klicken:

Originalauszug_Klein.jpg
Abb. 1, Originalauszug des Schreiben an den Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren Scheran vom 17.01.1945 Betreff: „Anschuldigungen über die Freiwillige Feuerwehr Zirl des SS St. F. Tinkhauser b.B.F.A. Einsatzes am 16.XII.44“ von Vinzenz Niederkircher, Original: Freiwillige Feuerwehr Zirl

Hist_Feber_2013_02.jpg 
Abb. 2, Vinzenz Niederkircher geb. 20.03.1886 gest. 01.11.1964, „Postwirt“ und Feuerwehrkommandant der Freiwillige Feuerwehr Zirl 1925 – 1948, Bild: Original Dr. Anton Niederkircher

Wie Albrich und Giesinger (1992) beschrieben hat, war Tirol, nach der Niederlage der Heeresgruppe Afrika in Tunesien und der Landung der alliierten Streitkräfte auf Sizilien, in die Reichweite der amerikanischen Bomberverbände geraten. Das Inntal und die Brennerbahnstrecke waren, nach der Besetzung Italiens, durch die deutsche Wehrmacht, zu einer wichtigen Nachschublinie für die deutsche Südfront geworden, die, ab Oktober 1943 von den amerikanischen Luftstreitkräften massiv angegriffen wurde. Am 15. Dezember 1943 war der erste und gleichzeitig folgenschwerste, aller 22 Luftangriffe, auf Innsbruck.

Auch für die Freiwillige Feuerwehr Zirl begannen, ab Dezember 1943, die schweren und gefährlichen Einsätze, im Rahmen der Brandbekämpfungs- und Rettungsarbeiten, in der damaligen Gauhauptstadt Innsbruck. Die Feuerwehr Zirl musste für den Luftschutz eine motorisierte Einsatzgruppe bereitstellen, die in die Feuerlöschbereitschaft 4b Oberland  (dazu gehörten die Feuerwehren Telfs, Pfaffenhofen, Zirl, Inzing, Seefeld und Scharnitz) eingebunden war. Bei Fliegeralarm rückte diese Gruppe nach Innsbruck- Kranebitten aus und ging dort für den Einsatz in der Stadt Innsbruck in Bereitstellung.

Hist_Feber_2013_03.jpg 
Abb. 3, Amerikanischer B24 Bomber der 450th BOMB GROUP 1944, Bild: Army Airforces National Archives

Am 16.12.1944, um ca. 08.00 Uhr starteten in Süditalien 36 amerikanische B24 Bomber, der 450TH Bomb Group, mit dem Befehl den Hauptbahnhof in Innsbruck anzugreifen.

Kurz nach dem Start in Manduria musste eine B24, wegen technischer Probleme, umkehren und so waren es 35 Bomber die am 16.12.1944, um ca. 13:30 Uhr, insgesamt 36 Tonnen Bomben aus 25.000 Fuß (7.500 Meter) Höhe über Innsbruck ausklinkten. Davon waren 17,25 Tonnen Sprengbomben mit Zeitzündern versehen, die erst 2 bis 12 Stunden nach dem Abwurf explodierten (450 BOMB GROUP MEMORIAL ASSOCIATION 15 12 2012). Die Rettungs- und Löscharbeiten wurden durch diese schwer berechenbaren Sprengkörper stark behindert und  gestalteten sich deshalb auch extrem gefährlich.

In dem durch den Luftangriff verschütteten Rathauskeller starben 25 Menschen, durch eine mit Zeitzünder versehene Bombe die ca. 1 Stunde nach dem Angriff explodierte. Bei diesem 16. Luftangriff auf Innsbruck wurden erstmals auch Brandbomben in größeren Mengen abgeworfen, die in den von den Bombenexplosionen aufgerissenen Gebäuden reichlich Nahrung fanden. Die Bilanz dieses Angriffes lautete: 35 Menschen fanden den Tod, 30 Großbrände, 36 Mittelbrände und 200 Kleinbrände wüteten nach dem Angriff in der Stadt (Schreiber, 2002 zit. aus Arnold).

Nachdem die Bomber unbehelligt von deutschen Jagdflugzeugen und wie im Einsatzbericht Nummer 194 der Einheit vermerkt, nach nur schwacher Flakabwehr, den Rückflug angetreten hatten, begann für die Feuerwehr Zirl der Einsatz in der damaligen Gauhauptstadt Innsbruck.

Vinzenz Niederkircher beschreibt den Einsatz, in seinem Schreiben an den „Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Innsbruck, Roman Scheran“[1] unter dem Betreff:

„Anschuldigung über Freiwillige Feuerwehr Zirl d. SS St. F. Tinkhauser b.B.F.A. Einsatz am 16.XII.44“

„Die Freiwillige Feuerwehr Zirl, Eins. Gr. ist am 16.12.1944 um 13 ½ Uhr in Zirl zum Einsatz abgefahren […]“. Die Gruppe meldete sich in Kranbitten bei der Meldesammelstelle Brandstätter und erhielt dort den Einsatzbefehl bis zum Löschbassin am damaligen „Bismarkplatz“, heute Spielcasino, zu fahren.  Dort sollte die Gruppe, nach eigenem Ermessen, die in der Nähe brennenden Gebäude löschen. Um die Löschwasserversorgung auch beim Ausfall der Wasserleitungen nach Bombenangriffen sicher zu stellen, wurden in den Kriegsjahren, an verschieden Punkten in der Stadt, Löschwasserbecken angelegt. Ein solches Becken befand sich auch am „Bismarkplatz“, zu dem die Feuerwehr Zirl beordert wurde.

Hist_Feber_2013_04.jpg
Abb. 4 Hochhaus mit dem im Vordergrund liegenden „Bismarkplatz“ (heute Casino), geschmückt für den Besuch Adolf Hitlers am 5. April 1938. Bild: Original Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Niederkircher berichtet in seinem Schreiben: „Bei der Einfahrt traf in der Nähe der Triumphpforte ein Wagendefekt Rüstwagen Vorderreifen zu […]“ Gleichzeitig waren auch beide Reifen des Tragkraftspritzenanhängers (TSA) defekt. Um die Straße für nachrückende Kräfte frei zu halten, schob die Mannschaft unter dem Gruppenkommandanten Zugsführer Anton Mader vulgo „Speck´n Tondl“, den defekten Anhänger auf den Gehsteig.

Noch während die Männer den Tragkraftspritzenanhänger beiseite schoben, explodierte in nächster Nähe eine Bombe mit eingebautem Zeitzünder. Bei dieser Explosion kam zum Glück niemand zu Schaden und die Einsatzkräfte wurden vor einer weiteren Bombe mit Zeitzünder gewarnt, die ganz in der Nähe „stecken“ sollte.

Nachdem die Tragkraftspritze beim “Bassin“ am Bismarkplatz in Stellung gebracht war bekämpften die 10 Männer der Feuerwehr Zirl folgende Brände laut dem Einsatzbericht von KDT Niederkircher: „1. Brandobjekt in der Müllerstraße Stöckelgebäude, dann 2. Brandobjekt Leopoldstraße Buchdruckerei, im Stöckelgebäude und Dachstuhlbrand Haus Linser, Leopoldstraße, durch den Greifgarten[2] wurde eine B- Schlauchlinie gelegt, bis zur Ecke Müllerstraße- Leopoldstraße dort der erste Verteiler gesetzt“ „Verteiler 2 bei Linser Stöckelgebäude und Dachstuhlbrand, insgesamt ca. 500 Meter Schlauchlinie mit 6 Rohren“

Wie die betroffenen Menschen in Innsbruck das Geschehen damals persönlich wahrgenommen haben, wird aus den Tagebuchaufzeichnungen von Frau Anna Mutschlechner deutlich. Anna Mutschlechner schreibt über ihre Erlebnisse an diesem 16. 12.1944.

„Am 16. Dezember gaben die Sirenen abermals Alarmzeichen. Es wurde ein schwarzer Tag für Innsbruck. In Wilten gab es viele Brandbomben und als wir alle noch im Keller versammelt waren kam die Botschaft, das Photoatelier an der Ecke Müllerstraße brenne […] “ (Mutschlechner 1943 zit. aus Silla, 2007, S. 28).

Hist_Feber_2013_05.jpg
Abb. 5 Blick vom „Hochhaus Richtung Triumphpforte“ „Greifgarten“ Einsatzort der Feuerwehr Zirl am 16.12.1944. Bild: Original Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Den von der Einsatzgruppe bekämpften Brand in der Buchdruckerei, in der Leopoldstraße, heute Bier&Bindl Zeichenbedarf beschreibt sie mit den Sätzen „Die erste Nacht war unser Haus in einem Gestöber von Funken und brennenden Papierfetzen vom Lager Warger. Wenn es kein so trauriger Anlass gewesen, hätte man sich über das schaurig schöne Feuerwerk gefreut. Man kann sich diese Gräuel der Verwüstung nicht vorstellen. Sie muss man gesehen haben […]“ (Mutschlechner, 1943 zit. aus Silla, 2007, S. 28).

Hist_Feber_2013_01.jpg 
Abb. 5 Der Einsatzort der Feuerwehr Zirl, das „Bassin“ am „Bismarkplatz“ (vermutlich im Bereich der drei Personen in der Bildmitte) mit dem bei diesem Angriff stark zerstörtem Hochhaus im Hintergrund.
Bild: Original Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Um ca. 02.00 Uhr in der Nacht explodierte dann der zweite Zeitzünder, wiederum in unmittelbarer Nähe der Zirler Feuerwehrmänner und beschädigte dabei die Tragkraftspritze und einen Teil der ausgelegten Feuerwehrschläuche. Auch diesmal kamen, wie durch ein Wunder, keine Menschen zu Schaden. Niederkircher schreibt dazu in seinem Bericht: „Um ca. 02.00 Uhr früh ging der zweite Zeitzünder am Bismarkplatz los welcher die Maschine beschädigte. Es wurde dann Benzinmangel festgestellt und Öl nachgefüllt. Während dieser Pause wurde von Zgfr. Anton Mader[3] die sofortige Reparatur der Bereifung des Anhängers angeordnet, die der Fahrer Josef Lechleitner,[4] ausführte und zugleich wurde über Zgfr. Anton Maders Anordnung die Auswechslung der defekten Schläuche vorgenommen“

Vermutlich hat sich die Mannschaft der Einsatzgruppe, gezeichnet von den Anstrengungen des Einsatzes und der tödlichen Gefahr der Zeitzünderbomben, nach der zweiten Explosion zurückgezogen und dabei Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Brände rund um den Bismarkplatz jedoch noch nicht gelöscht.

„Zu diesem Zeitpunkt kam der SS St. F. Tinkhauser in Zivil an die Freiwillige Feuerwehr Zirl heran und fragte, was sie da machen: Der Befehl des Zgfr. Mader wurde angegeben, worauf er sagte es wäre gescheiter beim Marhold die Löschgeräte einzusetzen als Reparaturarbeiten durchzuführen.
Die Feuerwehrmänner gaben an, dass auch Benzin erwartet werde. Tinkhauser sagte darauf, dann geht ihr nach Hause, wenn ihr nichts Gescheiteres zu tun wisst.
Lechleitner war dadurch und die vorher losgegangen Zeitzünder aufgeregt und schlug im einige hinauf. Tinkhauser gab an, dass Die Feuerwehr Zirl nichts getan habe und wertvolle Volksgüter verbrennen lasse. Auch sagte er aus das Haus Marhold zu löschen wäre Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr Zirl gewesen.“ 

Hist_Feber_2013_07.jpg 
Abb. 6 Josef Lechleitner „Müller Pepi“ geb. 07.11.1921 gest. 16.05.1952, Bild: Original Frau Christine Winkler

Josef Lechleitner, „Müller Pepi“ war, wie aus Erzählungen bekannt, einer der sich nicht so schnell etwa gefallen ließ. Franz Plattner berichtete, dass „Müller Pepi“ und einige beherzte Zirler Männer die Kirchenglocken, aus der „Kalvarienbergkirche“, vor dem Zugriff der Nazis versteckten. Dass derartiger Widerstand mit KZ bestraft wurde, war ihm dabei vollkommen klar.  

Müller Pepi war als Wehrmachtssoldat und Panzerfahrer auf „Heimaturlaub“ und daher  als Feuerwehrmann und Kraftfahrer beim Einsatz in Innsbruck dabei. Auch für einen Frontsoldaten, der gegen Kriegsende in der Heimat  nicht mehr viel zu verlieren hatte, war es gefährlich, sich mit einem SS- Offizier anzulegen, geschweige denn gegen ihn tätlich vorzugehen. Schlussendlich ist bei der Anzeige gegen die Feuerwehr Zirl nichts heraus gekommen und vermutlich niemand bestraft worden.

In seiner Stellungnahme schreibt Niederkircher, „[…]sowohl der Kreisführer und Berechtigte hießen die Angriffstaktik und Weise für gut und richtig. Die Anschuldigungen des SS St. Führers Tinkhauser, dass die Freiwillige Feuerwehr Zirl nichts leiste, will sich Zgf. Mader auch nicht gefallen lassen, da noch bis 4 Uhr früh weitere Hilfsaktionen im Feuerwehrdienst für den Kreis Bereitschaftsführer gemacht wurden, die die Mannschaft bereitwilligst bei Kälte und ohne Verpflegung mit Löscharbeit im Interesse des Gemeindwohles getan haben[…]“

Bis zum Kriegsende kamen alle Zirler Feuerwehrmänner gesund von ihren Feuerwehreinsätzen nach Hause. Vinzenz Niederkircher war noch bis 1949 Kommandant der Feuerwehr Zirl.

Anton Mader war bis in die 1960er Jahre Gerätewart der Feuerwehr und ein Zirler „Feuerwehroriginal“, über das noch heute so manche Geschichte,  erzählt wird.

Josef Lechleitner ist auch aus dem Krieg zurückgekommen. Die Belastungen der Kriegszeit haben ihn jedoch bald schwer erkranken lassen und er starb, wie viele Kriegsheimkehrer, um seine Jugend betrogen, am 16. Mai 1952 im Alter von nur 31 Jahren an den Kriegsfolgen[5]. Als einziger Sohn, junger Ehemann und Vater einer zweijährigen Tochter, hat er eine Lücke hinterlassen, die nicht mehr geschlossen werden konnte.  

SS Sturmführer Tinkhauser, der vor dem Krieg ein Elektrogeschäft in Zirl betrieben hat, musste als Mitglied der SS nicht einrücken und überlebte den Krieg. Tinkhauser verstarb Mitte der 1950er Jahre und ist am Arzler Friedhof in Innsbruck begraben.   

Rund 68 Jahre sind seit dem beschriebenen Feuerwehreinsatz vergangen und vieles hat sich in unserer Gesellschaft und damit auch in der Feuerwehr Zirl verändert.

Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist es für mich persönlich wichtig Geschichte nicht nur aus Jahreszahlen, Orten und Namen zu verstehen, sondern das Schicksal von ganz verschiedenen, individuellen Menschen zu betrachten.

Der Mut und die Entschlossenheit längst verstorbener Feuerwehrmänner, sollte für uns, Feuerwehrleute der Gegenwart, Auftrag und Vorbild sein. Die Geschichte vom Einsatz der Feuerwehr Zirl, in Innsbruck kann vielleicht ein wenig dazu beitragen, darüber nachzudenken in welcher guten Zeit wir heute leben.

Robert Kaufmann HBI, Freiwillige Feuerwehr Zirl: r.kaufmann@szenzi.at

Literaturverzeichnis

Albrich T. ,Gisinger A. (1992). Im Bombenkrieg Tirol u. Vorarlberg, Haymon Verlag.

Niederkircher V. (1945). An den Kreisführer der Freiw. Feuerwehren des Landrates in Innsbruck, handschriftlicher Bericht

Official Website 450 Bomb Group Memorial Association, Narrative Report Innsbruck 16.12.1944, http://www.450thbg.com/real/s2/1944/december.shtml (15.12.2012)

Schreiber H. (2002). Innsbruck im Luftkrieg. In K. Arnold Luftschutzstollen aus dem 2. Weltkrieg am Beispiel Innsbruck.

Sila R. (2002). Man kann sich diese Greuel der Verwüstung nicht vorstellen. Sie muß man gesehen haben. In Mag. R. Kubanda (2007). Zeit- Raum- Innsbruck, Innsbruck 1938-1945, Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs, Innsbruck, Universitätsverlag Wagner, S. 25 – 38


[1] Roman Scheran, Innsbruck, geb. 09.08.1886 gest. 17.02.1953 von 1924 -1938  Obmann des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck Nr. 4, 1938 – 1945 Kreisführer der Freiw. Feuerwehren, 1945-1953 Bezirksfeuerwehrkommandant des Bezirkes Innsbruck- Land, Ehrenmitglied der Feuerwehr Zirl seit 16.01.1938.

[2]Anm. ehem. Gasthof Greif nachmals Möbelhaus Greif derzeit (2012) Baustelle

[3] Anton Mader „Speckn Tondl“ geb. 06.08.1887 gest. 10.05.1970 Feuerwehr Zirl Gerätewart und „Feuerwehrhausnachbar“

[4] Josef Lechleitner „Müller Pepi“ geb. 07.11.1921, gest. 16.05.1952 Müllermeister in Zirl

[5] Am Kriegerdenkmal in Zirl Südseite „an den Kriegsfolgen verstorben Josef Lechleitner“

 

01.02.2013