So war's früher-Mai 2012

Die Melachkatastrophe in Kematen 1965

1239 gibt Herzog Otto der II. von Andechs in der Innsbrucker Stadtrechtsurkunde an, dass sich die Grafschaft Unterinntal bis an die Melach erstrecke. Obwohl die Melach für Kematen und Unterperfuss von großem Nutzen war (Bewässerung der Wiesen), bereitete sie den Bewohnern von Kematen und Unterperfuss ständige Sorgen. 1570 befiehlt die Regierung den Kematern, die ausgetretene Melach in ihr altes Bett zurückzuleiten und sie zu verarchen. Eine ständige Gefahr drohte Kematen von der sommerlichen Schneeschmelze, so in den Jahren 1748, 1837und 1851. Davon berichten Niederschriften im Turmknopf und in den Chroniken. 1862 setzte Tauwetter ein, das einen Felssturz bei Weichenofen zur Folge hatte. Das Wasser ergoss sich in drei Strömen vom Axamer Feld über Wollbell nach Kematen und Afling. Das Jahr 1871, es war der 19. Juni, brachte das größte Hochwasser des 19. Jahrhunderts, berichtet der Ortsvorsteher Anton Mair. Noch mächtiger war die Melachkatastrophe 1965. Mitte Juni lagen noch große Schneemassen auf den Bergen und plötzlich stieg die Temperatur. Der Schnee schmolz, tagelange Regenfälle, begleitet von heftigen Gewittern besonders im Bereich des Saiges und in der Fotsch, ließen die Melach in ihrem Unterlauf über die Ufer treten. Die Dämme, obwohl erst 1925 und 1939 ausgebaut, hielten diesen Wasser-und Geröllmassen nicht lange stand. Mehrmals am Tag und in der Nacht heulten die Sirenen und riefen die Feuerwehren von Kematen und Unterperfuss zum Einsatz. Sandsäcke wurden gefüllt, um damit die Dammkrone zu erhöhen, Bäume wurden mit Drahtseilen in die tobenden Wasserfluten gehängt, um den Druck von den Dämmen zu nehmen. Neben den Feuerwehrmännern kamen auch Bundesheersoldaten zum Einsatz. In diesen Katastrophentagen standen die Einsatzkräfte im Dauereinsatz. Doch in der Nacht zum 20. Juni hielten die Dämme dem Druck nicht mehr stand und die Melach brach gegen Westen aus. Die Wassermassen überschwemmten die Unterperfer Felder und unterspülten den Bahndamm, sodass die Geleise über mehrere Meter in der Luft hingen. Der Regen ließ nach und es gelang den Feuerwehren beider Orte, unterstützt von den benachbarten Feuerwehren, den Bundesheersoldaten und vielen Freiwilligen die Melach wieder in ihr Bett zu bringen. Erst mit 02. Juli 1965 galt die Gefahr als gebannt. Der Zugsverkehr konnte auch wieder aufgenommen werden, während die Beseitigung der Flurschäden noch lange Zeit in Anspruch nahm. Noch viel längere Arbeitszeit benötigte man um die Uferverbauungen wieder herzustellen.

Bilder:

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Bericht und Bilder: Feuerwehr Kematen

01.05.2012